Steckbrief | |
Name | Frida |
Schuljahr in Kanada | 2019/2020 |
Aufenthalt | 5 Monate (September - Januar) |
Provinz | Ontario |
District | Simcoe County |
Name der Schule | Innisdale Secondary School |
Klassenstufe | 10 |
Ich war schon immer fasziniert, wenn ich von Jugendlichen und jungen Erwachsenen hörte, die eine Zeit im Ausland verbracht haben. Dass ich dann aber selber loswollte, musste mich erst einmal meine damalige Lehrerin drauf bringen. Aber von da an war ich fest entschlossen und keiner konnte was dran machen.
Dann ging es der ganzen Sache auch schon Feuer und Flamme an den Kragen. Mit meinen Eltern habe ich eine Jugendbildungsmesse besucht, wo ich mich mit mehreren Organisationen auseinandergesetzt und wir uns schließlich für Breidenbach Education und damit auch
endgültig für Kanada entschieden haben.
Warum Kanada? Das ist eine gute Frage. Auf jeden Fall wusste ich: wenn weg, dann auch weit weg – muss sich ja auch lohnen. Und irgendwie ist es dann Kanada geworden. Jetzt denke ich auch, es war
definitiv eine gute Entscheidung! Als meine Reise dann immer näher kam, war ich komischer weise gar nicht aufgeregt oder hatte Angst – nur gespannt. Trotz manch schwieriger Verabschiedungen habe
ich nicht ein einziges Mal an meiner Entscheidung gezweifelt. Als es am 26. August endlich losging, bestieg ich mit voller Vorfreude den Flieger und als wir uns alle am großen Flughafen in
Frankfurt getroffen haben, wurde die Stimmung noch besser. Nach 8 ½ Stunden Flug sind wir alle heil in Toronto gelandet und von dort aus mit einem Shuttle zu unseren Gastfamilien gebracht worden.
Mein Gastfamilie wartete schon draußen vor der Tür und ich hatte einen sehr herzlichen Empfang. Nachdem ich im Haus vertraut gemacht worden war, haben wir meine Gastschwester (auch in meinem
Alter) vom Sport abgeholt und gleich auf dem Rückweg beim hochbeliebten Tim Hortons gehalten. Schnell habe ich herausgefunden, dass, wenn man mit Kanadiern unterwegs ist und an einem Tim's hält,
einem immer etwas angeboten wird. Danach habe ich ein paar Sachen ausgepackt und mein Zimmer eingerichtet. Nach 24 Stunden dauerwach ging es auch endlich ins Bett.
In den ersten Tagen sind wir hier und da durch Barrie und die Umgebung gefahren und sind
spazieren gegangen. Weiter ging es mit drei Tagen Orientierung, organisiert vom Schulbezirk, wo ich die anderen Internationals kennenlernte. Es war natürlich alles spannend und mit jedem Tag kam
ich mir vertrauter vor.
Als dann nach ungefähr einer Woche die Schule anfing und ich auch einem Schwimmverein beigetreten bin, habe ich so meinen Alltag gefunden und konnte mich gut einleben. Die Lehrer waren alle sehr
nett und auch besonders interessiert. Mit den Schülern musste man dann doch eher selber Kontakt anfangen. Sehr schnell habe ich mich ziemlich gut mit drei Mädchen aus meinem Sportkurs verstanden.
Eine davon hatte ich dann nach ein paar Tagen gefragt, ob ich mit ihr Lunch essen könnte. Dadurch habe ich dann auch ihre Freundin und später wiederum ihre Freunde kennengelernt. So habe ich mit
der Zeit meine richtige Lunch-Gruppe gefunden und sie sind zu meinen besten Freunden geworden. Der Unterricht war immer sehr locker und eher entspannt, nicht so wie man es aus Deutschland kennt.
Die Schule war meiner Meinung nach auch der größte Unterschied zu Deutschland. Man kann schon sagen, dass es typisch nordamerikanisch wie aus Filmen ist. Große Flure, in denen sich gefühlt die
ganze Schule aufhält, gigantische Büchereien und eine überfüllte Cafeteria, in der alle ihr mitgebrachtes Lunch auspacken. Eigentlich ganz cool so.
Gleich im September haben wir für einen Tag Toronto besucht und zum Beispiel auch den
weltbekannten CN Tower gesehen. Im Oktober sind wir dann zu den Niagarafällen
gefahren und die sind echt beeindruckend!
Als es nach etwa 3 Monaten immer weiter auf Weihnachten zuging, wurde alles noch schöner. Nicht nur die Stimmung war allgemein super, sondern auch meine Freundschaften waren nun eng geworden.
Auch das Wetter war deutlich weihnachtlicher mit viel Schnee, der mir einige freie Schultage brachte, und ordentlicher Kälte von zum Teil -20°C. Außerdem stieg natürlich auch die Spannung, wie
wohl das kanadische Weihnachten werden würde. Schon gegen Anfang Dezember haben wir unseren Tannenbaum aufgestellt und gemeinsam geschmückt. Dieser ist übrigens so gut wie immer ein Plastikbaum
und wird kunterbunt mit allem Möglichen bestückt. Dann habe ich auch ein paar Weihnachtskekse nach deutschem Rezept gebacken, wovon ich noch zwei Mal nachbacken musste. Auch an Lichterketten
wurde nicht gespart. Da haben sich auch die ein oder anderen Nachbarn einen Wettkampf um die mehr oder weniger hübschen, in allen Farben blinkenden Lichterketten geleistet. Wie im Film gab es in
den Vorgärten auch riesige aufgeblasene Gestalten vom Weihnachtsmann bis zum weihnachtlichen Spongebob.
An Heiligabend haben wir dann den traditionellen Stocking – eine übergroße Socke, die mit Kleinigkeiten befüllt wird – ausgepackt und einen Film geschaut. Denn erst am richtigen Weihnachtstag
haben wir, wie es in Nordamerika üblich ist, die Geschenke ausgepackt und anschließend gemütlich gefrühstückt.
In Kanada wird der zweite Weihnachtstag gar nicht mehr wirklich gefeiert, sondern wird als „Boxingday“ bezeichnet und ist für mega Angebote in sämtlichen Geschäften bekannt. Das heißt, alle
strömen wie wild in die Geschäfte, um zum einen nach Angeboten zu fischen und zum anderen die gerade erst ausgepackten Gutscheine wortwörtlich auf den Kopf zu hauen. Ich allerdings bin mit einer
Freundin zum Skiresort gefahren und habe dort zum ersten Mal auf einem Snowboard gestanden. Das ist auch eins der tollsten Sachen, die ich in meiner Kanada-Zeit erleben durfte.
Zwischen Weihnachten und Neujahr haben wir Besuch von der Schwester meiner Gastmutter und ihren zwei Töchtern bekommen. Wir sind in der Zeit zu viert mehrmals Ski bzw. Snowboard fahren gegangen.
Außerdem haben wir uns auf eine öffentliche Eisfläche zum Eishockey, wonach jeder Kanadier verrückt ist, gewagt und von meiner Gastschwester gezeigt bekommen, wie es funktioniert. Das hat auch
total Spaß gemacht und gehört für mich zu einer Erfahrung, die man in Kanada auf jeden Fall machen sollte.
An Silvester haben wir uns ein Hockeyspiel des heimischen Teams, die Barrie Colts, angeguckt. Danach durfte
man mit den Spielern aufs Eis gehen. Das war auch ein tolles Erlebnis! Der ganze Dezember verging wie im Flug und immer bewusster wurde mir, wie bald ich schon wieder zu Hause bin.
Im Januar ging dann alles so rasend schnell! Ein paar Mal habe ich noch meine Chance genutzt, um Snowboard zu fahren und bin immer besser geworden. Dann hatte ich auch noch meinen 16. Geburtstag
und durfte aufgrund eines Lehrerstreiks glücklicherweise zu Hause bleiben. Ich bin mit meiner Gastschwester zum Snowboarden gegangen und abends haben wir eines meiner Lieblingsgerichte gekocht.
Als es dann auf die letzten Tage zuging, musste ich dann auch anfangen zu packen. Da ich ausgiebig eingekauft hatte, kam ich um einen zusätzlichen Koffer nicht herum. An meinem letzten vollen Tag
wurde ich von meinen besten Freunden eingeladen und die haben für mich eine kleine Überraschungsparty organisiert.
So wirklich konnte aber auch keiner realisieren, dass wir uns da zum letzten Mal sehen würden. Danach bin ich noch ein letztes Mal zum Schwimmen gegangen und habe mich auch dort von allen
verabschiedet. Am Abend bin ich noch spontan mit meiner Gastmutter ins Kino gegangen. Besser hätte mein letzter Tag nicht aussehen könne!
Am Tag der Abreise wusste ich wirklich nicht, was ich fühlen oder denken sollte. Natürlich freute ich mich auf meine Familie und Freunde, aber wirklich gehen wollte ich auch nicht. Schon am Morgen musste ich mich von meiner Gastschwester verabschieden und dann habe ich mit meiner Gastmutter auf den Shuttle, der mich dann zum Flughafen gebracht hat, gewartet. Und dann hieß es nun endgültig Abschied nehmen und da flossen dann auch die Tränen. Im Shuttle traf ich dann so gut wie alle vom Hinflug wieder und wir hatten uns viel zu erzählen. Der Flug zurück war sehr angenehm und am Morgen bin ich heil in Frankfurt gelandet. Am Flughafen hat meine Familie auf mich gewartet und wir sind dann erst einmal Frühstücken gegangen, denn das Frühstück aus dem Flugzeug sprach mich nicht wirklich an. Danach ging es dann endgültig nach Hause.
Und da endete meine Reise und damit auch eine unglaublich tolle Zeit, die ich nie vergessen werde. Ich bin so froh, dass ich mich auf dieses Abenteuer eingelassen habe, wodurch ich so viele nette
Menschen kennenlernen durfte und ein zweites Zuhause gefunden habe!