Thanksgiving, Weihnachten, Rock-Konzerte und sonntägliche Wanderungen
Die 15-jährige Helene aus Hamburg ist noch bis Ende Januar für ihr Schulhalbjahr in Chilliwack (British Columbia). Dort besucht sie die CSS – die Chilliwack Secondary School. Die Schülerin erzählt im Interview mit Kanadablog.de weshalb sie sich für Kanada entschieden hat, wie ihre Ankunft in Kanada ablief und welche Erlebnisse sie bislang besonders begeistert haben.
Liebe Helene, vielen Dank, dass du für Kanadablog.de ein paar Fragen beantwortest. Du lebst ja nun seit vier Monaten bei einer Gastfamilie in Chilliwack. Wie fühlst du dich dort?
Eigentlich alles gut. Natürlich gibt es bessere und schlechtere Tage. Am Anfang hatte ich zum Beispiel ein bisschen Probleme mit den Kursen an meiner Schule und es gibt natürlich Kanadier, die mehr auf einen zugehen und andere, die weniger interessiert sind. Ich hatte auch schon mal Heimweh aber ich glaube das ist normal und es war nicht wirklich superschlimm. Ich habe eben die Leute vermisst und wollte alle gern mal drücken. Der Zeitunterschied nach Deutschland ist schwierig, da passt es oft nicht für ein Telefonat mit Freunden. Mit meiner Mutter telefoniere ich aber regelmäßig und das hilft mir gegen Heimweh.
Wie war es im Vorfeld für dich, zu wissen, dass du ein halbes Jahr von zuhause weg sein wirst?
Ich habe schon darüber nachgedacht, dass es schwer werden kann. Ich habe einen kleinen Bruder. Der wurde, kurz bevor ich nach Kanada geflogen bin, eingeschult. In dieser Zeit wird sich für ihn nun viel verändern, da wäre ich schon gern dabei. Ich wusste, dass ich meine Familienmitglieder und meine Freunde vermissen werde. Aber auf der anderen Seite habe ich mich auch immer auf Kanada gefreut und ich war mir sicher, dass ich dort bestimmt neue Erfahrungen machen werde und eben etwas anderes als zuhause erlebe.
Und das hat sich bewahrheitet?
Ja total. Ich habe hier schon so viel erlebt. Ich habe mit meiner Gastfamilie Thanksgiving gefeiert. Das ist so eine Art Erntedankfest – aber wird ganz anders gefeiert als in Deutschland. Außerdem durfte ich auf der Hochzeit meiner Gastschwester dabei sein – das war auch sehr schön. Mit meinem Hockey Club bin ich übers Wochenende auf einen Trip nach Oliver gefahren. Das ist etwa drei, vier Stunden von Chilliwack entfernt und wir hatten dort ein Turnier. Abends waren wir mit dem ganzen Team schwimmen, im Whirlpool und im Restaurant. Das war schon etwas ganz Besonderes. Aber auch im Alltag unternehme ich viel: Ich gehe oft ins Kino oder in die Chilliwack Mall. Außerdem liebe ich es kleine Spaziergänge oder Wanderungen zu unternehmen – das machen wir eigentlich jeden Sonntag. Wir waren zum Beispiel schon auf dem Mount Thom.
Wir – das sind deine Gasteltern und du?
Ja, genau. Meine Gasteltern Christine und Joe und meine japanische Gastschwester Tina. Sie geht auch auf meine Schule. Oft ist auch meine Nachbarin dabei. Die beiden größeren Kinder der Gasteltern wohnen schon nicht mehr zuhause. Lustigerweise habe ich die Familie schon vor meiner Ankunft in Kanada kennengelernt, da sie Hamburg besucht haben. So haben wir uns für den Nachmittag verabredet und ich konnte ihnen Hamburg zeigen. Wir verstehen uns alle gut und unternehmen echt viel gemeinsam. Ich fühle mich hier wohl: mein Zimmer ist schön, es gibt gutes Essen und meine Gastmutter arbeitet sogar an meiner Schule. Klar, am Anfang gab es auch ein paar kulturelle Unterschiede. Beide Seiten brauchen etwas Zeit, um herauszufinden, wie alles gut funktioniert. Es muss sich einspielen – z.B. wann man zuhause ist, wann man was machen kann usw.
War das Auslandsjahr in Kanada ein lange gehegter Wunsch von dir?
Ja, für mich war irgendwie schon immer klar dass ich mal ins Ausland gehen möchte. Meine Schwester ist auch mit Breidenbach Education nach Kanada gegangen und so kamen wir dann auch bei mir wieder auf die Organisation. Ich finde, dass Kanada ein sehr schönes Land ist und auch im Vorhinein habe ich von den Leuten, die schon dort waren, nur Gutes gehört. Ich finde auch das Schulsystem sehr spannend - gerade weil es so anders ist als das deutsche.
Das ist für viele Interessentinnen und Interessenten ein wichtiger Punkt. Kannst du ein bisschen von deiner Schule in Chilliwack erzählen?
Gern. In der Schule geht es mir sehr gut. Ich habe Freunde gefunden, auch wenn es etwas schwieriger ist, in Kontakt mit den Kanadiern zu kommen. Aber es gibt auch ein paar nette Locals, mit denen ich mich gut verstehe und mit denen ich etwas unternehme. Aber auch die anderen Internationals sind echt nett - auch ein paar von Breidenbach Education. Mit den Internationals und einigen Kanadiern esse ich meistens zu Mittag. Neben der Schule bin ich dort im Hockey Team und beim African Relief Club. Mittwochs gehe ich zur Youth Group und mit einigen aus der Schule gehen wir als Gruppe wandern. Wie gesagt, hatte ich zu Beginn meines Semesters hier ein paar Probleme mit meinen Kursen, da ich mir unsicher war und hin- und hergewechselt bin. Das ist jetzt aber alles geregelt, dabei hat mir die Koordinatorin der Schule geholfen. Sie ist echt supernett und hat das dann alles organisiert. Das Schulleben ist schon recht anders als in Deutschland. Es gibt ganz viele Aktivitäten, zu Halloween wird die ganze Schule geschmückt – es ist einfach ein anderer Zusammenhalt. Auch die Lehrer und Schüler gehen anders miteinander um: alles ist entspannter und nicht so förmlich. Manchmal bringen die Lehrer auch mal Kaffee mit zur Stunde.
Schon Ende Januar ist dein halbes Schuljahr in Kanada leider schon zu Ende – worauf freust du dich bis dahin?
Es gibt immer wieder tolle Erlebnisse. Vor kurzem war ich in Victoria auf einem Rock Music Festival. Dort hat mein Gastbruder in einer Band gesungen. Wir standen mitten im Nirgendwo. Dort war die Bühne und direkt dahinter das Bergpanorama. Um uns herum: Bäume und Nebel. Das war richtig schön.
Vielen Dank für deine Zeit und viel Spaß weiterhin bei deinem High-School-Semester in Kanada.