Josefin genießt die Möglichkeiten an ihrer Schule
Seit fast zwei Monaten lebt die 15-jährige Josefin aus der Nähe von München nun in der kanadischen Provinz Manitoba. Die östlichste Prärieprovinz grenzt an Saskatchewan, Ontario, Nunavut und die US-Staaten North Dakota und Minnesota. Josefin lebt seit Anfang September in der Hauptstadt Winnipeg und verbringt dort ihr Auslandssemester bei einer Gastfamilie. Die multikulturelle Stadt hat rund 660.000 Einwohner und liegt im Tal des Red River. Fünf Monate im Jahr liegt die Temperatur dort unter dem Gefrierpunkt – dadurch gilt Winnipeg als eine der kältesten Städte der Welt.
Umso wärmer geht es in Josefins Gastfamilie zu. „Meine Gastfamilie ist super nett“, berichtet sie. „Mein Gastbruder Jayden ist zehn und meine Gastschwester Kelly sieben Jahre alt. Ich habe mich schon gleich eingefunden.“ Auch ihre Gast-Großeltern hat Josefin schon kennengelernt. Sie wohnen am Sandy Lake, wo sie ein Haus und ein großes Grundstück besitzen. „Gemeinsam mit meinem Gast-Großvater durfte ich dort sogar Biberfallen aufstellen und mit dem Quad fahren“, erzählt Josefin begeistert. „Außerdem haben wir viel eigenes Gemüse geerntet: Karotten, Kartoffeln, Zwiebeln und Tomaten. Das war eine echt coole neue Erfahrung.“
Neuer Schulalltag
Von Montag bis Freitag besucht Josefin das Glenlawn Collegiate, eine öffentliche Schule in Winnipeg. Um sieben Uhr startet sie in den Tag: macht sich fertig, frühstückt und sorgt selbst für ihr Lunch-Paket. Um acht Uhr geht sie dann zur Schule. Dort besucht Josefin die Kurse Englisch, Französisch, Mathe, Computer Science und Sport. „Schon in den ersten Tagen habe ich beim Lunchbreak in der Cafeteria Freunde gefunden, zum Beispiel Austauschschülerinnen aus China und Polen“, erzählt die 15-Jährige. „Es ist echt interessant, ein ganz anderes Schulsystem kennenzulernen.“ Neben den obligatorischen Kursen, möchte sich Josefin auch für Wahlkurse eintragen. Im Kurs „Peaceful Village“ können Schüler beispielsweise noch in der Schule bleiben und sich bei den Hausaufgaben helfen lassen oder andere Schüler treffen. „Gerade wenn man neu ist und jemanden kennenlernen will, ist das ganz gut“, findet Josefin. „Außerdem möchte ich bei den Fußball Tryouts mitmachen und hoffe, dass ich da ins Team komme.“
Die anderen Schülerinnen und Schüler interessieren sich sehr für die Austauschschülerin. „Sie finden meinen Akzent lustig“, lacht Josefin. „Alle sind echt nett.“ Auch deshalb gefällt der 15-Jährigen ihr Auslandsjahr in Kanada bislang richtig gut. „Es ist natürlich anders als in Deutschland“, erklärt sie. „Besonders in der Schule. Die einzelnen Stunden sind viel länger und man hat nur fünf Fächer.“
In den Familienalltag integriert
Gerade zu Beginn gibt es für die Internationals, die aus allen Teilen der Welt kommen, einige Kennenlern-Veranstaltungen. „Andere deutsche Austauschschüler gibt es an meiner Schule nicht“, berichtet Josefin. „Die meisten kommen aus Brasilien oder anderen südamerikanischen Ländern. Außerdem gibt es auch viele chinesische Austauschschüler.“
Ins Familienleben der Gastfamilie ist Josefin schon gut integriert. „Ich bin immer mit dabei“, erklärt die 15-Jährige. „Nach der Schule komme ich nach Hause und mache meine Hausaufgaben, wir essen und verbringen den Abend gemeinsam. Außerdem gehen wir zusammen einkaufen, zu den Großeltern oder auch zu Football-Spielen, zum Beispiel zu den Winnipeg Blue Bombers und waren auch schon im Maislabyrinth und im Streichelzoo.“
Neue Freunde
Bei so viel Programm hat Josefin gar keine Zeit für Heimweh. „Klar, war es in der Schule anfänglich echt einsam, weil ich niemanden gekannt habe und alle Englisch gesprochen haben“, erinnert sie sich. „Am Anfang war es auch schwer, andere Leute zu kennenzulernen. Man hat immer nur ein Fach gemeinsam und wechselt dann wieder, außerdem kommt man im Unterricht nicht so richtig dazu, sich auszutauschen. Aber nun kenne ich schon einige Leute und fühle mich im Schulgebäude nicht mehr so verloren.“ Über Skype und Whatsapp hält die 15-Jährige Kontakt zu ihren Eltern.
Besonders gut versteht sich Josefin mit den zwei chinesischen Austauschschülerinnen Jaqueline und Teresa und mit Helena, einer polnischen Austauschschülerin. Gemeinsam mit deren Gastfamilie hat sie sogar schon einen Ausflug an den Catastrophe Lake gemacht. „Dort haben sie ein Cottage“, erzählt sie. „Wir sind Kajak gefahren und haben Brettspiele gespielt, haben viel geschlafen und heiße Schokolade getrunken. Es war echt klasse.“
Sportliche Herausforderung
Drei Mal wöchentlich geht die 15-Jährige nun in der Mittagspause zum „Fight Club“. Gemeinsam mit ihrem Lehrer und den anderen Teilnehmern lernt Josefin dort verschiedene Kampfsportarten. „Wir machen Kickboxen, Jiu Jitsu und Mixed Martial Arts“, erklärt sie. „Das ist echt cool, ich war schon ein paar Mal da und wir haben schon Einiges gelernt.“ Außerdem besucht Josefin den Songwriting Club der Schule. „Immer Mittwochs vor der Schule treffen wir uns um 8 Uhr, da der Unterricht erst um viertel vor Zehn beginnt“, erklärt sie. „Dann sitzen wir eine dreiviertel Stunde lang mit einem supernetten Lehrer zusammen. Wir haben schon eine Gitarren-Jam-Session gemacht und ich habe sogar begonnen, einen Song zu schreiben.“
Die Lehrer in Kanada sind nach Josefins empfinden alle sehr nett und lockerer als in Deutschland. „Dass sie nicht so streng sind, ist aber sowohl positiv als auch negativ“, erklärt sie. „Die Schüler haben dadurch wenig Respekt. In der Klasse ist es fast immer laut. Alle unterhalten sich oder schauen aufs Handy, hören Musik oder telefonieren sogar. Das gäbe es in Deutschland so wohl eher nicht.“ Doch davon lässt sich Josefin nicht beirren, sie begegnet den Chancen und Herausforderungen ihres Auslandssemesters offen und interessiert. „Ich lebe jeden Tag hier wie er kommt“, erklärt sie. „Vor allem will ich weiterhin viele Freunde finden und das Land immer besser kennenlernen. Deshalb bin ich ja auch hier.“
Wenn ihr auch gespannt seid, wie es für Josefin in Winnipeg weitergeht und wie sie mit einem sicherlich kalten Winter mit durchschnittlich Minus 18 Grad Celsius umgeht, findet ihr die Antwort darauf bald hier bei www.kanadablog.de.