Heimweh ist ein Fremdwort

Anna genießt ihre Zeit in Guelph

Die 16-jährige Anna lebt mit ihrer Familie in Nufringen im Großraum Stuttgart und verbringt nun seit September ein halbes Jahr in Kanada – genauer in Guelph (Ontario). Noch bis Februar besucht Anna dort das Centennial Collegiate Vocational Institue (kurz CCVI) im Süden von Guelph. Die Schule hat rund 1.600 Schüler in den Klassenstufen 9 bis 12 und Anna ist dort eine der ca. hundert internationalen Schüler aus der ganzen Welt.

 

„Ich konnte eigentlich bis ich wirklich in Kanada angekommen war nicht glauben, dass ich jetzt ein halbes Jahr von meiner Familie und meinen Freunden weg bin“, erinnert sich Anna an ihre erste Zeit. „Zum Glück haben die Gastschüler aus dem ganzen Schuldistrikt die erste Woche zusammen verbracht.“ Nach zwei Tagen Vorbereitung ging es dabei für alle Internationals in ein Outdoor-Camp. „Es war mitten im Nirgendwo“, erinnert sich Anna. „Dort haben wir dann verschiedene Wassersportarten gemacht, sind klettert, haben Gemeinschaftsspiele gespielt oder einfach nur den Abend am Lagerfeuer verbracht.“

 

An Annas Schule gibt es viele Gastschüler aus China, so war am Willkommens-Wochenende dann auch Chinesisch die am meisten gesprochene Sprache.  „Es sind so viele chinesische Schüler, dass sie sogar eine eigene Übersetzerin haben“, weiß Anna „Außerdem haben wir alle einen Lehrer an der Schule, der nur für die internationalen Schüler da ist.“

Holpriger Start

Bei der guten Zeit, die Anna nun in Kanada hat, hat sie ganz vergessen, dass der Start in dem Land doch eher holprig war. Schon nach zwei Wochen wechselte die 16-Jährige ihre Gastfamilie – etwas, das sehr selten vorkommt, doch in dringenden Fällen immer machbar ist. „Ich habe mich schon am ersten Tag nicht wohl gefühlt und das hat sich dann auch nicht mehr geändert“, erinnert sich Anna. „Dazu kam dann, dass meine Gasteltern viel gearbeitet haben und fast nie zu Hause waren. Ich war viel alleine und hatte keinen, mit dem ich mich unterhalten konnte.“ Das brachte Anna zu der Entscheidung, die Familie zu wechseln. „Zuerst habe ich mit meinen Eltern telefoniert, das war schon nach zwei Tagen“, erzählt sie. „Die haben dann Breidenbach Education informiert.“

 

Anna entscheidet sich aber nach den anfänglichen Schwierigkeiten doch, erst noch einmal abzuwarten: „Ich wollte einfach nicht überstürzt handeln, sondern sehen ob sich die Situation ändert – schließlich muss man sich gerade in der ersten Zeit an das neue Umfeld gewöhnen.“ Doch bald holt sie sich doch Rat bei der Verantwortlichen für die Internationalen Schüler und auch Alex Anderson, die für Breidenbach Education in Kanada vor Ort ist, kümmert sich um Anna. „Ich habe ihr erzählt, dass ich doch gerne wechseln möchte. Sowohl Frau Anderson als auch die Mitarbeiter im Stuttgarter Büro haben sich intensiv für mich eingesetzt und mir bei dem Wechsel geholfen. Sie haben meine alte Gastfamilie kontaktiert und mir neue Vorschläge für Gastfamilien gemacht. Es war toll, dass durch ihre Hilfe mein Wechsel so schnell und reibungslos geklappt hat.“

 

Anna ist froh, dass sie die Möglichkeit hatte, ihre Gastfamilie zu wechseln, obwohl auch sie der Meinung ist, dass das die letzte Maßnahme sein sollte. „Ich denke, man sollte der Gastfamilie auf jeden Fall eine Chance geben, auch wenn man sich nicht von Anfang an wohlfühlt“, rät die 16-Jährige. „Es kann sich immer noch etwas ändern, vor allem, wenn man die Probleme offen und konstruktiv anspricht. Wenn man sich dann aber immer noch gar nicht wohl fühlt, sollte man wechseln. Schließlich ist man ja nach Kanada gekommen, um die Zeit zu genießen.“ Wichtig fand Anna außerdem, der ersten Gastfamilie gegenüber fair zu bleiben und zu erklären, weshalb man wechselt. 

 

Nach gut zwei Wochen in Kanada ist Anna dann endgültig zu ihrer neuen Gastfamilie gezogen, dort hat Anna nun drei Gastschwestern: Tina (14), Karen (16) und Hanna (17). Der Sohn der Gasteltern lebt auch noch im Haus. „Mit meiner neuen Gastfamilie ist es eigentlich immer lustig und wir sitzen zum Teil nach dem Essen noch eine Stunde am Tisch und unterhalten uns“, schwärmt die 16-Jährige. „Ansonsten gehen wir viel shoppen, oder einfach gemeinsam spazieren. Ich fühle mich sehr wohl.“

Ihren Aufenthalt in Kanada kann Anna nun trotz der anfänglichen Schwierigkeiten rundum weiterempfehlen: „Man lernt hier so viel für sich selbst – nicht nur die Sprache, sondern so vieles mehr. Neue Menschen und ein neues Land, das kanadische Schulsystem und die vielen Herausforderungen... Das alles bringt mir unendlich viel.“

Naturschauspiel und eine Reise nach Kuba

Im Oktober war Anna mit ihrer Gastfamilie in Toronto und hat sich die Stadt angeschaut. Mit rund 2,6 Millionen Einwohnern ist sie die größte Kanadas und die Hauptstadt der Provinz Ontario zu der auch Guelph gehört. Toronto liegt am Ontariosee durch den sich auch die Grenze zu den USA zieht. „Es war toll, die Stadt aus der Nähe zu sehen, denn bei unserer Ankunft haben wir nur den Flughafen gesehen“, erklärt Anna. „Wir waren auch auf dem CN-Tower, von dem aus man bis in die USA und zu den Niagarafällen schauen kann.“ 

Auch dieses Naturschauspiel hat Anna schon zwei Mal besucht: Die Niagarafälle sind die Wasserfälle des Niagaraflusses, deren Wasser von vier der „Five Great Lakes“ kommt: Lake Erie, Lake Huron, Lake Michigan, Lake Superior. Das Wasser fließt mit dem Niagara River weiter in den Ontariosee, danach in den St. Lawrence River und kommt dann in den Atlantik. Mit den sogenannten „Maid of the Mist“-Booten kann man den Fällen schon seit dem 19. Jahrhundert in einer rund 20-minütigen Tour nahe kommen. Während die Fälle unter dem einheitlichen Namen „Niagarafälle“ bekannt sind, handelt es sich eigentlich um drei Wasserfälle: die „Horseshoe Falls“, die „Bridal Veil Falls“ und die „American Falls“.

In der Schule besucht Anna die Fächer Französisch, Information Technology, Application in Business, Visual Arts - Crafts General sowie Food & Nutrition. „An das Französisch hier musste ich mich erst einmal gewöhnen“, erzählt die 16-Jährige. „Denn hier sprechen alle Französisch mit einem englischen Akzent.“ Außerhalb der Schule schlägt Annas Herz für Leichtathletik. „Das habe ich ja auch schon in Deutschland gemacht und wollte es auch in Kanada unbedingt weitermachen“, verrät sie. „Ich trainiere hier mit dem Verein der Universität. Das Training ist richtig anstrengend und ganz anders als in Deutschland, aber es macht ganz viel Spaß und die Mitglieder meiner Gruppe sind sehr nett.“

 

Vor ein paar Tagen startete nun das nächste Abenteuer für Anna: „Ich fliege mit einer meiner Gastschwestern und meinen Gasteltern nach Kuba“, erzählt sie aufgeregt. „Da freu ich mich schon sehr drauf. Heimweh ist bei mir im Moment eher ein Fremdwort. Ich bin so beschäftigt, dass ich gar nicht viel Zeit habe an zu Hause zu denken.“

 

 

Von Kanada nach Kuba – was wird Anna dort erleben und wie geht es für sie in Guelph weiter? Das und mehr gibt es bald hier auf dem Kanadablog.

Wer außerdem mehr Tipps für die erste Zeit in Kanada möchte, liest am besten hier: Blog-Artikel: Tipps für die erste Zeit in Kanada